Wenn der eigene Hund knurrt, ist das für viele Hundehalter Grund zur Sorge. Bekomme ich Hunde in die Betreuung für einen Probetag, werde ich meist mit den Worten vorgewarnt, der Hund sei grundsätzlich verträglich, aber eben manchmal etwas "zickig". Bei der Zusammenführung stellt sich dann meist schnell heraus, dass der Hund völlig normal und klar kommuniziert, was er möchte und was eben nicht. Das Management liegt bei mir. Viele Hundetrainer kommunizieren leider auch heute noch, dass ein Hund auf gar keinen Fall knurren darf. Dieses Verhalten müsse sofort "abgestellt" werden. Job verfehlt!
Gut sozialisierte Hunde erklimmen in der Regel bei einer persönlich empfundenen Bedrohung, je nachdem wie aufgeregt sie sind, immer die nächst höhere Stufe der Eskalationsleiter, um ihrer Befindlichkeit Ausdruck zu verleihen. Werden diese Signale von uns Menschen übersehen, ignoriert oder sogar bestraft, haben sie keine andere Wahl als deutlicher zu werden. Lernt ein Hund nun immer wieder, dass das Knurren nicht zum gewünschten Ziel führt, wird er früher oder später diese Stufe der Eskalationsleiter überspringen und schlimmstenfalls direkt zubeissen. Man kreiert sich also eine tickende Zeitbombe.
Natürlich ist es aus menschlicher Sicht nicht in Ordnung, wenn ein Hund einen Menschen oder andere Hunde anknurrt. Zeigt ein Hund dieses Verhalten und man kann es selbst nicht einordnen, sollte man die Situation verlassen und sich bestenfalls erfahrene Hilfe suchen, bevor sich Unsicherheiten im Hund-Mensch-Team einschleichen. Zum einen sollte man zumindest den eigenen Hund gut lesen können, denn dem Knurren gehen bereits einige körpersprachliche Signale voraus. Zum anderen gehört das Knurren zur natürlichen Kommunikation des Hundes und sollte niemals "abgestellt" werden. Eine Verhaltensanalyse klärt meist offene Fragen zum Ausdrucksverhalten.
