„Wie geht es DIR in dieser Situation?“ - Ein Satz, der sich in meinen Privatstunden immer wieder herauskristallisiert.
Man kann von seinem Hund nicht erwarten, ruhig und entspannt an anderen Hunden vorbei zu gehen, wenn man selbst schon zittrige Knie beim Gedanken daran hat.
Man wird keinen locker flockigen Tierarztbesuch absolvieren, wenn sich vor der Praxis schon die schlimmsten Horrorszenarien im Kopf abspielen.
Man wird niemals von seinem verhaltensauffälligen Hund verlangen können, dass er diesen einen bestimmten Nachbarn freudig begrüsst, wenn man ihn trotz gespielter Freundlichkeit eigentlich selbst völlig bekloppt findet. In solchen Situationen den Fehler beim Hund zu suchen wäre nur unfair.
Wenn wir uns als Ziel stecken, souveräne Vorbilder für unsere Hunde zu sein, sollten wir das auch leisten können. Genau dort beginnt das Training - beim Menschen. Dann höre ich jedoch von Trainingsplänen, in denen ganze Listen an Pflichtsituationen und zu leistende Trainingseinheiten stehen, welche Frauchen/Herrchen schon beim Lesen schwitzige Hände verpassen. Wenn das Team dann scheitert, gibt es eben noch die Keule vom Hundetrainer oben drauf: „Es liegt an deiner Unsicherheit“. Boom! Ziel verfehlt, Laune im Keller, Vertrauen auf allen Seiten dahin…
Hundetraining ist Menschentraining. Hund-Mensch-Training bedeutet, gemeinsam zu wachsen, gemeinsam Fehler zu machen, nicht nachtragend zu sein und ungünstig verlaufende Momente als Lehre zu sehen, um sie beim nächsten Mal gemeinsam besser zu meistern. Bei all den Methoden, Plänen und Zielen wiederhole ich mich doch immer wieder: Höre auf dein Bauchgefühl!
Auch wenn du deinem Hundetrainer und seinem Plan vertraust: Du kennst deinen Hund am besten, du kennst eure Beziehung am besten und du kennst dich am besten.
Wenn du dich mit einer Methode nicht wohl fühlst, dann lasse es. Wenn du dich für diese eine Situation noch nicht bereit fühlst, dann lasse es ebenfalls.
Deine Komfortzone zu verlassen ist das eine. Sich in Situationen zu bringen, welche man nur halbherzig angeht und/oder welche die Fortschritte in der Beziehung zu deinem Hund gefährden, das andere. Geht gemeinsam kleine Schritte in eurem Tempo, setze das Training auch mal aus, wenn du Stress, zu wenig Zeit oder einen schlechten Tag hast. Sehe Trainingspläne als Empfehlung, nicht als Pflicht. Vergleiche euch nicht mit anderen und lasse dir keinen Druck machen, denn schlussendlich nimmst du deinen Hund - deine Familie - wieder mit nach Hause, nicht die Welt um euch herum (und auch nicht deinen Hundetrainer). 😉
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